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Respekt! Oder die Bereitschaft, tatsächlich hinzusehen

Eine Weile ist es her – mein Latinum. Vieles habe ich vergessen, doch geblieben ist meine Faszination für Sprache und für Kommunikation. Und geblieben ist bis heute ein Wort, das mich immer wieder beschäftigt: „respectare“. Wir leiten heute den großen Begriff „Respekt“ davon ab, vergessen dabei aber oft, etwas genauer hinzusehen. Und genau das heißt „repectare“: „hinsehen“. Ich will mal gar nicht auf Corona-Bestimmungen, Home-Office und Digitalisierung eingehen, denn selbst, als alles noch irgendwie „normal“ zuging in unseren Unternehmen, war das mit dem genauen Hinsehen schon so eine Sache. Oder vielleicht nicht? Sie wissen schon, Zeitmangel und so. Außerdem sind unsere Unternehmen ja Unternehmen und bei aller Liebe, da geht es halt in erster Linie um Produktivität. Schließlich zählt am Ende des Tages doch das Ergebnis und das muss es auch, wenn wir weiter am Markt bestehen wollen und das am liebsten mit Erfolg. Die gute Nachricht ist: Das sind keine zwei Seiten einer Medaille. Das ist ein und dieselbe Seite. Denn das Unternehmen besteht in erster Linie aus Menschen und wir wissen heute, dass einer der größten Motivatoren für Mitarbeiter „Teil eines coolen Teams zu sein“ ist. Menschen möchten sich verbinden. Wir alle möchten uns auf der einen oder anderen Ebene mit Menschen verbinden. Der beste Weg dazu besteht darin, Interesse an anderen zu zeigen – also „hinzusehen“. Der einfachste Weg, um echtes Interesse zu vermitteln, ist natürlich Fragen zu stellen, und jetzt wird es interessant! Denn jetzt geht es um Respekt! Sehen Sie wirklich hin? Hören Sie wirklich zu? Sind Sie genau jetzt bei keinem wichtigeren Menschen als bei Ihrem Gegenüber? Das macht den Unterschied!

Den zweiten Unterschied machen Sie über die drei Stufen des Verstehens. Zeigen Sie ehrliches Verstehen, ohne dabei unbedingt einer Meinung sein zu müssen. Dann schaffen Sie eine Atmosphäre des Vertrauens. Dafür gilt es, Verständnis und Verstehen immer glaubwürdig zu signalisieren, denn sobald Ihr Gegenüber spürt, dass Ihr „Verständnis” nur ein Lippenbekenntnis ist, wird er sich eher herausgefordert oder gar getäuscht fühlen als verstanden.

Beispiele für die drei Arten des Verständnisses:

Sachliches Verstehen: Damit stellen Sie sicher, dass Sie auch wirklich über das gleiche Ziel, das gleiche Problem, das gleiche Thema sprechen. Dafür wiederholen Sie die Inhalte mit Ihren eigenen Worten: „Was ich verstanden habe, ist…”, „Ich verstehe, dass Sie…”, „Wenn ich das für mich noch einmal zusammenfasse, dann sagen Sie, die drei wichtigsten Punkte sind…“. Dabei ist übrigens nicht wichtig, ob Sie im ersten Schritt wirklich alles richtig verstanden haben. Wenn ja, dann freut sich Ihr Gegenüber, wenn nein, dann erklärt er es eben nochmal und freut sich, dass Sie sich ernsthaft für ihn interessieren.

Emotionales Verstehen: Wichtig: Es geht nicht darum, einer Meinung zu sein oder gar gut zu heißen, was Ihr Gegenüber denkt oder fühlt. Es geht darum, sich ernsthaft in den Gesprächspartner hineinzuversetzen und seine Beweggründe wirklich verstehen zu wollen: „Ich verstehe Sie genau.”, „Das kann ich sehr gut verstehen, dass Sie das so empfinden.” „Das glaube ich, dass Sie das in dieser Situation verärgert hat.“

Höfliches Verstehen: Hier geht es darum, eine gemeinsame Basis zu schaffen, gerade dann, wenn die Meinungen auseinandergehen. Vermeiden Sie dabei unbedingt das Wort „aber“, denn damit signalisieren Sie das genaue Gegenteil. „Ich verstehe Sie, aber…“ sagt Ihrem Gesprächspartner, dass Sie ihn eben nicht verstehen, sondern sich selbst für schlauer halten und ihm jetzt gerne einmal die Welt erklären möchten. Dadurch fühlt er sich nicht gesehen und die Vertrauensbasis wird sicherlich nicht wachsen. Was Sie stattdessen tun können, ist Folgendes: Sagen Sie „Ich habe dafür Verständnis, die Frage ist jetzt, wie lösen wir das? Was wäre ein guter Weg? Welche Möglichkeiten, die dem Unternehmen als Ganzes dienen, gibt es noch?” Und dergleichen mehr. Sie binden damit Ihren Gegenüber in die Lösungsfindung ein. Wie sagt man so schön, Sie machen den Betroffenen zu einem Beteiligten. Jetzt ist er selbst gefragt, seinen Blickwinkel zu wechseln. Vielleicht kann er das nicht sofort. Dann geben Sie ihm ein wenig Zeit.

Hinsehen und Verstehen – damit schaffen Sie die Basis für Respekt und Vertrauen. Und jetzt sprechen wir doch einmal über Corona und die damit verbundenen Regulatorien und Stilblüten. Eine Teamkultur, die auf gegenseitigem Verständnis und vorgelebtem Verständnis ihrer Führungskräfte beruht, gibt den Beschäftigten Sicherheit. Respekt und Vertrauen waren immer schon ein wesentlicher Faktor des Unternehmens-Erfolgs. Aber sie waren vielleicht noch nie so schwer zu vermitteln, so leicht zu enttäuschen und dabei so zukunfts-entscheidend wie heute.

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